Preference Testing: Fundierte User-Umfragen statt Bauchgefühl
Prefrerf… What? Nicht leicht auszusprechen, dafür aber leicht durchzuführen: Preference Tests helfen uns dabei, Design-Entscheidungen zu treffen und herauszufinden, was künftige Endkund*innen besser finden. Dabei vergleichen Testteilnehmende zwei oder mehr Designs und wählen ihr bevorzugtes Design aus. Vergleichen kann man dabei alles, was projektbezogen Sinn ergibt: Entwürfe von Websites, Logos, Texten, Bildern, Anzeigen,…
Wir kennen es: in einem Meeting werden unterschiedliche Design-Entwürfe präsentiert. Und die Entscheidung darüber, welcher Entwurf umgesetzt wird, wird durch unsere Kund*innen oft aus dem Bauchgefühl oder nach persönlichen Vorlieben der Vorgesetzten entschieden. Natürlich gibt es für jeden unserer präsentierten Entwürfe eine Begründung, warum was wie aussieht. Klar, wir als Designer*innen sind Profis, aber keine Hellseher. Denn was Endkund*innen wirklich besser finden, können wir nur vermuten. Und vermuten reicht uns nicht aus. Durch Preference Tests können wir in einem sehr frühen Stadium des Designprozesses herausfinden, was Kunden besser finden. Denn gerade hier ist es wichtig, die Wahrnehmung des Gesamtkonzepts zu prüfen, als zu wissen, ob das Produkt richtig funktioniert. Wir testen Entwürfe, bevor sie wirklich live gehen.
Warum Preference Testing?
- Schneller zum richtigen Ergebnis
- Lange Meetings über Designs abkürzen durch Fakten
- Rationale statt emotionale Argumentation für Design-Entscheidungen
- Bedürfnisse von Endkund*innen besser verstehen
- Verbesserungsvorschläge durch Endkund*innen erhalten
- Schluss mit Vermutungen über das, was am besten funktionieren könnte
- Entwürfe mit hohem Risiko-Potential können auf sicherem Grund getestet werden → Eine innovative Idee kann manchmal überzeugender sein als erwartet
- Schnelle Erstellung und Durchführung
- Unabhängig digital durchführbar mithilfe von intuitiven Tools wie z.B. Useberry
- Keine aufwendige Entwicklung oder Reinzeichnung nötig
Wie läuft ein Preference Test ab?
- Das Ziel des Testings definieren. Soll nur herausgefunden werden, welche Design-Variante die meisten Kund*innen wählen? Oder soll sogar herausgefunden werden, warum sie diese Variante gewählt haben?
- Entwürfe auswählen. Die Design-Varianten können sehr unterschiedlich sein. Preference Tests eignen sich besonders für eine grobe Einschätzung der Wahrnehmung. Jedoch können auch nur kleine Veränderungen miteinander verglichen werden. Der Vorteil der Preference Tests liegt jedoch u.A. darin, auch mutige Vorschläge zu prüfen. Denn oft entscheidet sich Kund*innen lieber für die "sichere Nummer". Preference Tests können durchaus vom Gegenteil überzeugen.
- Fragen definieren. Um das Maximum aus dem Testing herauszuholen, sollten Anschlussfragen gestellt werden. Wie z.B. "Warum gefällt dir dieser Entwurf besser?" oder "Was hat dir an dem anderen Entwurf nicht so gut gefallen?". Und genau hier wird es spannend. Denn hier erfahren wir, was Kund*innen denken und erhalten wertvolle Insights. Oft gehen diese sogar über das Design hinaus.
- Den Test anlegen. Natürlich gibt es eine Auswahl an intuitiven Tools, die die Erstellung eines Preference Tests leicht möglich machen. Der Test sollte relativ kurz gehalten werden – in der Regel sollte er nicht länger als 5–10 Minuten in Anspruch nehmen. So sind auch künftige Teilnehmende eher bereit, bei dem Test mitzumachen. Tools wie z.B. Usability Hub, Maze oder Useberry bieten sogar kostenlose Funktionen an. Außerdem sind die Analysedaten filterbar und daher besonders übersichtlich.
- Los geht's: den Test versenden. Um Teilnehmende für den Test zu akquirieren, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist kostenfrei: die Endkund*innen selbst anfragen. Denn oft hat man selbst Kontakt zu den passenden Personen. Das gewährleistet auch die "Passfähigkeit" der Teilnehmenden. Der Test kann ganz einfach über einen Link an die Teilnehmenden gesendet werden. Die zweite Möglichkeit bieten einige digitale Tools zu einem Aufpreis an: das Testen über einen Pool an Teilnehmenden. Natürlich kann die Zielgruppe nach Kriterien gefiltert werden. Somit kann die Zeit für eigene Akquise erspart werden. Jedoch sollte auf eine präzise Sortierung der Zielgruppe geachtet werden, um ein realistisches Ergebnis zu erhalten.
- Datenanalyse. Alle Tools bieten eine einfache Übersicht für die Datenanalyse. Die Daten können leicht gefiltert werden und auf unterschiedliche Art dargestellt werden. Damit kann sehr einfach eingeschätzt werden, welcher Entwurf aus welchem Grund besser performt.
Digitale Tools für deinen Preference Test – eine Übersicht
Um einen Preference Test zu erstellen, gibt es eine gute Auswahl an digitalen Tools. Wir haben uns mit den folgenden drei Anbietern beschäftigt:
- Usability Hub
Mit einer kostenfreien Version kann bereits ein einfacher Test angelegt werden. Das Tool enthält grundlegende Funktionen wie zB. das Erstellen von Folgefragen oder eine Individualisierung des Welcome-Screens. Solange ein Test nur 2 Minuten dauert, ist das Tool gratis nutzbar. Danach kann ein Basic Plan für 67€ monatlich zugebucht werden. - Maze
Die Platform Maze bietet einen großen Umfang an Möglichkeiten. Von ganzen Prototypen bis hin zu Copytexten kann vieles getestet werden. Mit Maze können Tests mittels unterschiedlicher Inhaltsblöcke erstellt werden. Außerdem gibt es vorgefertigte Templates für eine fixe Erstellung. Mit der kostenfreien Version können bis zu 3 Projekte erstellt werden. Der Pro Plan für ca. 25€ im Monat erlaubt bis zu 10 Projekte. - Useberry
Mit Useberry können Designs direkt von Figma, Sketch oder XD integriert werden. Das Tool erlaubt außerdem ein Preference Testing nach dem Prinzip von Tree Tests. Auch hier gibt es eine kostenfreie Version, welche auf 10 Antworten pro Test beschränkt ist. Der Basic Plan kostet ca. 28€ im Monat.
Übrigens...
...haben wir viele Design-Entscheidungen unserer eigenen Website mittels Preference Testing getroffen. Wir haben unsere aktuellen Kund*innen gefragt, welche Entwürfe sie besser finden, und warum.
Dabei haben wir nicht nur Design-Entwürfe, sondern auch den Aufbau einzelner Module überprüft. Somit konnten wir lange interne Diskussionen abkürzen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Denn die Entscheidungen, bei welchen unser Team unsicher war, wurden durch die Analyse der Antworten getroffen. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern stellt auch im Designprozess künftige Nutzer:innen ins Zentrum der Gestaltung.